Foto: Ingo Schudak
Exkursion ins Deutsche Märchen- und Wesersagenmuseum nach Bad Oeynhausen
Was haben Rumpelstilzchen, der Rattenfänger, Till Eulenspiegel und der Baron von Münchhausen gemeinsam? – Alle sind Hauptfiguren populärer Erzählstoffe, sogenannter Volkserzählungen.
Umgangssprachlich werden Märchen, Sagen, Legenden, Schwänke und andere Erzählungen oft als Märchen bezeichnet. Damit wird ihnen in der Regel ein erfundener, unglaubwürdiger Inhalt attestiert. Dass jedoch viel mehr hinter diesen äußerst unterschiedlichen Erzählformen steckt, als uns der Volksmund glauben lässt, zeigt das Deutsche Märchen- und Wesersagenmuseum in Bad Oeynhausen.
Das kleine, aber feine Museum befindet sich in einer städtischen Villa inmitten der Innenstadt zwischen Kurpark und Bahnhof. Es geht auf eine Schenkung des Kunsthistorikers und Literaturwissenschaftlers Dr. Karl Paetow zurück, der 1973 der Stadt Bad Oeynhausen seine private Märchen- und Sagensammlung überließ. Mit seinem Sammlungsschwerpunkt zu Objekten der Volkserzählung ist das Deutsche Märchen- und Wesersagenmuseum bundesweit einzigartig. Neben materiellen Zeugnissen steht aber auch die lebendige Tradierung der Erzählungen im Vordergrund. Seit 1993 trifft sich ein Erzählkreis im Museum und an jedem ersten Freitag im Monat finden öffentliche Erzählstunden statt.
Am Samstag, den 20. Juli begab sich das Projekt-Team von Pied Piper International auf Exkursion nach Bad Oeynhausen, um sich das Museum, mit dem uns einiges verbindet, einmal genauer anzusehen.
Gisela Krohne gab uns zunächst einen Einblick in die Fertigkeit des freien Märchenerzählens. 45 Minuten lang lauschten wir Märchen und Sagen aus der Region und der Welt. Ausgangspunkt der Erzählreise war Hameln mit seiner weltbekannten Rattenfänger-Sage. Danach ging es mit König Cormac weiter ins irische Feenreich bis uns die Sage von der Tienke-Meume zurück zur heimischen Schaumburg brachte.
Im Anschluss führte uns die Museumsleiterin Dr. Hanna Dose persönlich durch „ihr“ Haus. Wir erfuhren allerhand zum Motiv der Reise als Reifeprozess in den Zaubermärchen, zur künstlerischen Verarbeitung von Märchenstoffen und dem Holle-Mythos.
Der renommierte Europäische Märchenpreis der Märchen-Stiftung Walter Kahn geht dieses Jahr übrigens an das Deutsche Märchen- und Wesersagenmuseum und damit auch an das langjährige Engagement von Dr. Hanna Dose. „Verdient!“, findet das Projekt-Team von Pied Piper International und bedankt sich herzlich bei Frau Dr. Dose und ihren Mitarbeitern für diesen äußerst interessanten und informativen Vormittag.