Katharina Birjukow präsentierte am 29. Februar ihre Recherche-Ergebnisse zur russischen Rattenfänger-Rezeption im Museum. Sie werden in einem separaten Blog-Beitrag zu lesen sein.
Projekt-Teilnehmerin Katharina Birjukow stellt sich vor
„Sag mal, Katharina, erzählst du auch in Russisch?“
„Nein, noch hatte ich keine Anfragen dazu, wieso?“
„Hättest du mal Lust die sage vom Rattenfänger auf Russisch zu erzählen?“
„Klar, warum nicht …“
… und, ZACK, war ich mittendrin im Projekt Pied Piper International …
Aber zurück zum Anfang:
Lesen war bereits als Kind meine liebste Beschäftigung. Ob Grimm’sche Märchen, Legenden und Mythen der alten Griechen, russische Volksmärchen, Science-Fiction oder Krimi, je dicker das Buch, umso größer die Vorfreude! Aber an die Sage vom Rattenfänger habe ich nur vereinzelte kleine Erinnerungs-Bruchstücke.
Seit 1991 lebe ich bereits in Bad Oeynhausen, ca. 50 km von Hameln entfernt, und wann immer wir Besucher haben, ob nun aus Russland, aus Kasachstan oder auch „nur“ aus Berlin, zeigen wir ihnen die Sehenswürdigkeiten in der Umgebung. Und das Rattenfänger-Glockenspiel am Hamelner Hochzeitshaus gehört für mich definitiv dazu. Um die Hintergründe der Sage hatte ich mir bis dato noch keine Gedanken gemacht.
Von der Freude am Erzählen
Seit 2019 gehöre ich dem Erzählkreis am Deutschen Märchen- und Wesersagen Museum in Bad Oeynhausen an und hatte in meinem ersten Jahr bereits drei öffentliche Auftritte. Erzählen macht Spaß! Dieses Hochgefühl, wenn das Publikum an den richtigen Stellen lacht, oder wenn eine Seniorin nach dem Auftritt zu mir kommt und begeistert erzählt, dass sie sich die Geschichte ganz genau gemerkt hat und sie ihrer Familie weitererzählen wird – das beflügelt!
Und hier, im Erzählkreis, wurde ich von Wibke Reimer vom Museum Hameln angesprochen: „Sag mal, Katharina, erzählst du auch in Russisch?“
Das Deutsche Märchen- und Wesersagenmuseum befindet sich in einer städtischen Villa Bad Oeynhausens am Rande des Kurparks. Foto: Sandra Sanchez, fotomobil.
Eine russische Erzähl-Tradition?
Danach ging alles ganz schnell: Ich bekam Einsicht in alle Texte, die dem Hamelner Museum in Russisch vorlagen. Da habe ich bereits feststellen können, wie unterschiedlich die Geschichte erzählt werden kann. Anscheinend gibt es keine eigenständige „Russische“ Variante der Sage. Meine Quellen waren alles Übersetzungen: aus dem Französischen, aus dem Englischen, und die deutsche Version der Brüder Grimm. Und manche waren richtig gemein!
Als Erzählerin weiß ich, dass ich nur die Geschichte überzeugend erzählen kann, die mich als Mensch anspricht. Und ich weiß auch, dass die These Hamelner seien geizig oder unfreundlich meinen Erfahrungen wiederspricht. Also habe ich das gemacht, was ich auch mit den Märchen tue, die ich erzähle: ich habe alle Quellen verglichen, habe aus allen das Beste rausgenommen und daraus meine eigene Version erarbeitet. So wie es früher war, als die Märchen und Legenden noch nicht schriftlich festgehalten wurden und jeder Erzähler seine eigene Note und ein Stückchen seiner Persönlichkeit in die von ihm erzählte Geschichte mit reinpackte.
Anmerkung der Redaktion:
Wie Katharina „ihre“ Sagenversion auf Russisch erzählt, können Sie vom 26. Juni 2020 bis zum 26. Juni 2021 in der Sonderausstellung Pied Piper International im Museum Hameln sehen und hören.